Spendenaufruf
und erste Mail vom 01.05.2015
Liebe Freunde und Bekannte, liebe Kolleginnen und Kollegen,
mein Freund und ich sind vorgestern aus Kathmandu zurück gekehrt. Wir haben in den letzten Wochen ein wunderbares Land mit äußerst zugewandten, hilfsbereiten und gastfreundlichen Menschen kennen lernen dürfen. Aber diese Mail schreiben wir leider nicht, weil wir unsere Reiseberichte teilen wollen.
Wir haben dort die Erdbeben miterlebt. Uns ist nichts passiert, aber unsere Freunde dort hatten leider nicht so viel Glück und sind teilweise in großer Not. Zum Zeitpunkt des ersten großen Bebens, waren wir in Patar, einer Tempelstadt in Kathmandu. Samstags ist Feiertag und die Menschen kommen von weit her, um dort Zeremonien abzuhalten und zu beten. Die Innenhöfe und Vorplätze der Tempel waren voller betender Menschen, spielender Kinder und staunender Touristen.
Als das Beben begann, waren wir wenige Meter entfernt auf einem Parkplatz. Wir spürten zunächst eine kleine Vibration und fragten noch, was das wohl sei, bis sich die Erschütterungen so weit aufgeschaukelt hatten, dass alles um uns herum hin und her schwankte. Die Autos drohten sich zu bewegen, die Häuser wackelten mehr als wir es für möglich gehalten hatten. Die Menschen schrien und klammerten sich aneinander. Wir standen in Gruppen zusammen, Fremde hielten sich aneinander fest. Manche Nepalis sprachen laute Gebete, die meisten schrien. Es war so laut, dass wir nicht hörten, wie die Tempel ca. zweihundert Meter entfernt, einstürzten. Wir sahen, dass Staubwolken aufstiegen (uns war der direkte Blick durch ein Haus verstellt), aber in dieser Situation hätten wir das Ausmaß der Zerstörung nicht für möglich gehalten. Bis wir um die Ecke bogen und riesige Schutthaufen sahen…
In den nächsten Tagen gab es zwei weitere große Beben (wobei die beiden folgenden nicht annährend so stark waren, auch wenn sie wohl bei 6,9 und 5,5 lagen. Außerdem gab es deutlich über 50 Nachbeben. Manche waren eher wie ein Schlag, andere fühlten sich wie eine Vibration an. Jedes Beben ist erneut sehr beängstigend, weil man nie weiß, ob es wieder ein großes wird. Auch jetzt noch bebt die Erde immer wieder und wir hoffen so sehr, dass kein weiteres großes Beben folgt. Die Folgen wäre verheerend! Viele Häuser, die noch stehen, sind instabil und haben bereits massive Risse, bzw. gelockerte Steine. Die Bauweise der Häuser ärmerer Menschen ist denkbar ungeeignet: Es werden Steine aufeinander geschichtet und nur mit etwas Lehm aneinander gehalten. Die Dächer sind meist aus Wellblech darauf gelegt (!) und mit großen Steinen beschwert.
Wir haben dort viele wunderbare Menschen kennen gelernt. Mit zweien von Ihnen haben wir drei Wochen verbracht. Sie sind zu Freunden geworden. Dhurba und Hira begleiteten uns auf unserer Trekkingtour. Dhurba ist 26 Jahre alt, hat 2 Kinder und lebt mit seiner Frau und seinen Eltern in Solukhumbu. Er arbeitet als Träger für die Company, mit der wir gereist sind. Sein Einkommen ist gering und das Leben bescheiden. Sein Haus ist vollständig zerstört. Er hat bis gestern in Kathmandu ausharren müssen, weil die Wege in seine Heimat nicht passierbar waren/sind. Jetzt hat er sich gerade auf den Weg gemacht und versucht sich in den nächsten Tagen bis dahin durchzuschlagen. Er hat weder ein Zelt, noch einen Schlafsack mit, seine Kleindung ist für die Nächte im Freien nicht ausreichend. Wir hoffen so sehr, dass er es unverletzt bis dahin schafft. Da Internet und Strom nur selten verfügbar sind, kann er nur ahnen, was ihn erwartet…
Unser Guide Hira (24) lebt mit seiner großen Familie in Kathmandu. Auch sein Haus ist zu beschädigt, als dass sie darin wohnen könnten. Sie leben unter aufgespannten Planen draußen und wissen nicht, wie es weiter geht.
Wo es keinen Schnee gibt (überall weiter unten also), wird das saubere Wasser knapp. Trinkwasser in Flaschen ist teuer. Die Preise steigen ständig und die internationalen Hilfsgüter reichen nicht aus, um alle zu versorgen. Als wir da waren, hatte sich der Preis für eine Flasche Wasser bereits verdoppelt. In absehbarer Zeit werden die Menschen in den Städten nicht mehr genügend Nahrung haben.
Wir bitten also im Namen von Dhurba, Hira und allen anderen um Hilfe! Bitte überlegen Sie/überlegt, ob ein bisschen Geld entbehrlich ist, um dort unmittelbar zu helfen.
Wir haben ein privates Konto dafür eingerichtet:
Netbank
IBAN: DE54 2009 0500 0009 3517 10
BIC: GENODEF1S15
Kontoinhaber: Alexander Honings
Wer gespendet hat und auf dem Laufenden gehalten werden möchte, antwortet bitte an nepalhilfe@denkzeit.com. Wir werden uns bemühen Updates zu schicken, wenn wir welche bekommen. Unsere nepalesische Agentur steht mit uns in Kontakt und sie halten auch die Kontakte zu den Guides und Portern.
Danke für Eure/Ihre Unterstützung!!!
Mit herzlichen Grüßen
Rebecca Friedmann und Alexander Honings
Update vom 12.05.2015
Liebe Familie, liebe Freunde und Freundinnen, liebe Kolleginnen und Kollegen,
ich war gerade im Begriff eine Mail schreiben, um über die Situation von Hira und Durba zu berichten, als mich die schreckliche Nachricht des neuen Bebens von heute erreichte (z.B. http://www.tagesschau.de/ausland/nepal-erdbeben-173.html). Ein solches Beben wird sich verheerend auf die aktuelle Situation auswirken, die gerade dabei war, sich halbwegs zu stabilisieren. Die Reste der Häuser wurden von den Bewohnern vielfach wieder bezogen, soweit es möglich war. Sie haben all ihr Hab und Gut dort und versuchten so gut es geht in den Ruinen Schutz und etwas Normalität zu finden.
Man kann nur hoffen, dass sich so viel wie möglich Leute im Freien aufhielten! Etwa um 09.10 Uhr unserer Zeit ereignete sich das neue große Beben. Es scheint die Stärke 7,2 gehabt zu haben. Im Moment gibt es keine verlässlichen Daten über die erneute Zerstörung, doch ich fürchte erneut schreckliche Katastrophen. Wenn es wirklich über 1,5 Minuten gedauert hat, wird es zu erheblichen Einstürzen der ohnehin maroden Häuser gekommen sein.
Hira hat sich bereits gemeldet. Er war in Kathmandu. Es geht ihm und seiner Familie soweit gut, doch die Zerstörung ist immens. Durba können wir bisher noch nicht erreichen, aber das Telefonnetz ist auch zurzeit immer wieder unterbrochen.
Durba war ja vor knapp zwei Wochen zu seinem Heimatdorf aufgebrochen. Einen Teil der Strecke kann man über eine Straße zurücklegen, das restliche Stück ist nur zu Fuß zu erreichen. Die Wege sind von Geröll verschüttet, so dass es äußerst mühsam ist, sich dort durchzuschlagen. Durba kennt sich aber in den Bergen gut aus und hat es nach einigen Tagen geschafft, sein Ziel zu erreichen. Seine Familie ist am Leben, die Häuser in dem Dorf jedoch völlig zerstört. Sie haben Planen, unter denen sie zurzeit leben. Vor der nächtlichen Kälte (sein Dorf liegt auf etwas über 3000 Meter, dort wird es nachts empfindlich kalt) schützen sie sich mit einfachen Decken. Seine beiden Mädchen sind gesund, ebenso seine Eltern, die mit ihnen zusammen leben. Seine Frau hat offenbar einen Magen-Darm-Infekt und müsste zu einem Arzt. Soweit wir wissen, gibt es den in Nähe aber leider nicht. Auch wenn die Ärzte zurzeit kostenfrei arbeiten, ist es ihr vermutlich nicht möglich eine Reise in einen Ort zu unternehmen, wo sie medizinisch betreut werden könnte. Sie scheint sich aber auch so langsam zu erholen und wir hoffen, dass sie schnell wieder auf die Beine kommt.
Die Situation ist weiterhin verzweifelt. Aus eigener Kraft ist es unmöglich ein neues Haus zu bauen. Die Familie lebt überwiegend von dem, was sie auf den Feldern anbauen. Durba arbeitet für Trekking-Unternehmen als Träger. Der Verdienst ist im Verhältnis ganz ok, aber natürlich absolut nicht dazu geeignet Rücklagen zu bilden. Eigentlich wollte er demnächst eine Ausbildung zum Guide machen, ebenso wie Hira, der auch noch im letzten Jahr als Träger gearbeitet hat. Der Durchschnittsverdienst in Nepal liegt bei 500-700 Euro im Jahr(!).
Dank Ihrer/Deiner
Großzügigkeit haben wir inzwischen 2545 Euro gesammelt, die inzwischen auf dem Weg zu den beiden sind! Diese Hilfe wird Ihnen das Überleben ermöglichen!
(Es klingt vielleicht etwas dramatisch, entspricht aber den Tatsachen.)
Hira schrieb mir gestern: “Thank you so much for your important helps in this situation we will say thanks a lots to everybody helping hands and notably you too we are never forget this yours great help. after we get money we will start make a house.”
Sobald wir mehr über die aktuelle Situation wissen, melden wir uns wieder…
Für den Moment verbleiben wir mit großem Dank für die Hilfsbereitschaft im Namen von Hira und Durba!
Für diejenigen, die diese Mail und damit unseren Spendenaufruf weiterleiten möchten, hier noch mal die Kontodaten des Spendenkontos:
Netbank
IBAN: DE54 2009 0500 0009 3517 10
BIC: GENODEF1S15
Kontoinhaber: Alexander Honings
Herzliche Grüße
Alexander Honings und Rebecca Friedmann
Update vom 28.05.2015
Liebe Spenderinnen und Spender,
wir haben Dank Ihrer Großzügigkeit und Hilfsbereitschaft inzwischen 3500 für Hira und Dhurba sammeln können!!!
Davon ist der erste Teil schon angekommen und Baumaterial, Medikamente, Essen, warme Decken, weitere Planen und sauberes Wasser konnten davon gekauft werden.
Hira ist zu Dhurba aufs Dorf gefahren, um das Geld zu überbringen und inzwischen bereits wieder wohlbehalten zurück. Man braucht inzwischen "nur" noch sechs Tage um hin und zurück zu kommen, weil Busse Teile der Strecke wieder befahren.
Beide Familien sind überglücklich und baten uns, Ihnen von Herzen zu danken!
Sie können ihr unverhofftes Glück kaum fassen.
Die Hilfe, die Sie durch Ihre Spende geleistet haben, ist nicht zu überschätzen. Es wäre für beide Familien unmöglich gewesen, sich aus der bedrohlichen Situation zu befreien. Beide jungen Männer sind inzwischen dabei die Schäden an den Häusern so gut es geht zu beseitigen und versuchen etwas Normalität in den Alltag zu bringen.
In Kürze berichten wir hier mehr, über die aktuelle Situation.
Herzlichen Dank, dass Sie/Ihr es möglich gemacht haben/habt, dass wir gemeinsam diese Hilfe leiten konnten. Auch uns persönlich bedeutet es viel zu wissen, dass Hilfe kommt, wenn man Hilfe braucht.
Mit den besten Grüßen
Rebecca Friedmann und Alexander Honings