Die Denkzeit-Methode wurde als ein wissenschaftlich fundiertes und manualisiertes sozialkognitives Einzeltraining für Jugendliche und Heranwachsende als wirksame gewaltpräventive Methode in die „Grüne Liste zur Gewaltprävention“ des Niedersächsischen Justizministeriums aufgenommen. Mit dem Blickwechsel-Training haben wir ein radikalisierungspräventives, phänomenübergreifendes Einzeltraining für junge Menschen entwickelt, dem die Annahme zugrunde liegt, dass sich vor allem junge Menschen mit bestimmten psychosozialen Einschränkungen vom Beziehungsangebot radikaler Gruppierungen angezogen fühlen.
Beim psychodynamisch fundierten, pädagogischen Blickwechsel-Training handelt es sich um ein v. a. sekundärpräventives Angebot für Jugendliche ab 13 Jahren, die aufgrund innerpsychischer und interpersoneller Einschränkungen radikalisierungsgefährdet sind, sich gerade radikalisieren oder sich bereits radikalisiert haben, sich aber noch im Einstiegsprozess befinden. Das Ziel des Trainings ist es, in 40 Sitzungen à 45 Minuten mithilfe der Pädagogischen Interaktionsdiagnostik (Streeck, Friedmann, Schabert), die Selbst- und Beziehungsregulationsfunktionen auszumachen, deren defizitäre Entwicklung eine Hinwendung zu demokratie- und menschenfeindlichen Inhalten und Gruppierungen begünstigen und die Klient(inn)en bei der Nachreifung dieser Selbst- und Beziehungsregulationsfunktionen zu unterstützen. Dazu liegt ein zielgruppenspezifisches Manual vor, wobei die Trainingsinhalte individuell auf die Bedürfnisse der Klient(inn)en angepasst werden.
Ein in dieser Weise ausgerichtetes, pädagogisches Programm gibt es im Land Niedersachsen derzeit noch nicht. Basierend auf diesem Bedarf wird das Blickwechsel-Training in Niedersachsen nun als ergänzende Methode im Rahmen der Prävention von demokratie- und menschenfeindlichen Haltungen als Modellprojekt in Niedersachsen angeboten und als Modellprojekt vom Landespräventionsrat finanziert. Hierfür haben wir insgesamt fünf pädagogische und therapeutische Fachkräfte weitergebildet, die das Blickwechsel-Training insbesondere in den Regionen Hannover, Hildesheim, Wolfsburg, im Landkreis Gifhorn und im Landkreis Rotenburg/Wümme anbieten.
Neben einer trägerinternen, fachlichen Begleitung des Projekts und einer regelmäßigen Durchführung qualitätssichernder Maßnahmen für die Trainer(innen), wird die Implementierung extern durch die proVal GbR im Rahmen einer Prä-Post-Erhebung wissenschaftlich evaluiert.
Mehr zu den Grundlagen des Blickwechsel-Trainings erfahren Sie hier.
Die Einführung des Programms in Niedersachsen wird im Rahmen des Landesprogramms für Demokratie und Menschenrechte vom Landespräventionsrat im Niedersächsischen Justizministerium gefördert. Lesen Sie hier die Pressemitteilung des Niedersächsischen Justizministeriums zur Implementierung unseres Blickwechsel-Trainings in Niedersachsen.
Kennen Sie junge Menschen, die möglicherweise vom Blickwechsel-Training profitieren könnten und möchten sich anonym und kostenfrei beraten lassen? Wir stellen das Programm auch gern bei Ihnen vor, damit Sie sich einen Eindruck von der Methode machen können.